Öffentliche Vernissage: Donnerstag, 13.04.17, 19 Uhr
Ort: Künstlerhaus Bethanien, Kottbusser Str. 10, 10999 Berlin
Dauer: 14.04. – 07.05.17, dienstags bis sonntags 14-19 Uhr
Das Künstlerhaus Bethanien lädt im Rahmen einer Gemeinschaftsschau ein zur Ausstellung „Schäferhund“ des Residenzkünstlers Chuang-Lun Wu aus Taiwan.
Wu Chuan–Lu betreibt seine künstlerischen Recherchen vorzugsweise in den Grenzbereichen zwischen Natur und den diversen Ausprägungen unserer heutigen Zivilisation. Er arbeitet mit einer Vielzahl von Medien, vor allem aber mit vorgefundenen Objekten, Fotografie und Computergrafik. Immer wieder hat der Künstler sich mit der Betrachtung von Tieren aus der Natur-fernen Perspektive menschlicher und politischer Bestrebungen interessiert.
Während seiner Zeit in Berlin hat er nun die Geschichte des Deutschen Schäferhundes erforscht: eine der wohl bekanntesten, am längsten anerkannten Hunderassen weltweit, wurden Schäferhunde als Hüte-, Wach- und Rettungshunde, bereits seit dem Ersten Weltkrieg aber auch verstärkt beim Militär eingesetzt. Wu erforschte die Verbreitung der Rasse weltweit, da man aufgrund ihrer Eignung begann, in vielen Ländern Schäferhunde zu züchten – wobei die unterschiedlichen Nationen stets bestrebt waren, ihre Züchtungen unter eigenem Namen als Rassestandard anerkennen zu lassen. Im Rahmen seiner akribischen Recherchen entdeckte Wu viel Überraschendes und Kurioses hinsichtlich der ideologischen und politischen Vermarktung der Rasse.
In der Ausstellung Schäferhund hat Wu in einer raumgreifenden Installation Dokumente und Artefakte zu diversen Aspekten des Themas versammelt: Bleistiftzeichnungen von Schäferhunden in vielen Varianten mit ihren, dem nationalen Credo entsprechenden Namen zeigt Wu hinter Acrylglas, getönt in den Farben der jeweiligen Nationalflagge – entsprechend jedoch der Farbwahrnehmung eines Hundes, der kein Rot sieht. Anhand einer Sammlung von Keramikskulpturen und -spardosen in Form von Deutschen Schäferhunden aus der taiwanesischen Region Yingge – wo seit Alters her Keramik hergestellt wurde – zeigt er die Bestrebung auf, dem lokalen Produkt mit dem kulturellen Erfolgsmodell Deutscher Schäferhund, anstelle der existierenden eigenen Schäferhundrasse zum Absatz zu verhelfen. Einen Hype erlebten die Keramik-Spardosen vor allem in den 1960er Jahren durch die TV-Serie Lassie.
Wu zeigt das Tier als Zeichen und Symbol im Kontext von Politik, Geschichte und der Suche nach kultureller Identität und entwickelt in seiner Installation eine Blickperspektive, die dem musealen Modell folgt, um die Logik dieser Zeichen zu hinterfragen. Gleichzeitig verlinkt die Arbeit zurück auf sein fortgesetztes Interesse für einen, bislang nicht definierten Status zwischen Natur und Zivilisation in unserer Gegenwart.
Wu Chuan Lun (*1985) lebt und arbeitet in Tainan, Taiwan. Er absolvierte seine künstlerische Ausbildung an der Tung Hai University (Fine Art) und am Graduate Institute of Plastic Arts, TNNUA (MA).
Ausstellungen (Auswahl):
You Will Not Be Wasted, NHCUE Art Space, Hsinchu, Taiwan (2015)
Cabinet of Rendering, Art Taipei – MIT: Young Artist Discovery, Taipeh, Taiwan (2013)
Cre8tive Report, OCI Museum, Seoul,Südkorea (2017)
Animals and Us, Digital Art Center, Taipeh, Taiwan (2016)
As Small As the Universe, Galerie Nichido Taipeh, Taiwan (2016)
Life between Delight and Discomfort, Gwangju Museum of Art, Gwangju, Südkorea
(2016).